Mit Betroffenheit hat COFICHEV (Schweizer Rat und Observatorium der Pferdebranche) von den Anschuldigungen zu den Tiermisshandlungen auf einem privaten Betrieb in Hefenhofen (TG) Kenntnis genommen. Wie konnte es soweit kommen und warum brauchte es erst die aufsehenerregende Präsenz des Falles in der nationalen und internationalen Presse, um auf Gesundheit, Wohlbefinden und Würde der Tiere aufmerksam zu machen?
Es ist erwiesen, dass der Fall von Tiermisshandlung auf diesem Betrieb schon bald über zehn Jahre bekannt und mehrmals in der Presse publik geworden war. Daher vermutet COFICHEV, dass die Sorgfaltspflicht in Bezug auf das Wohlbefinden der Tiere wiederholt und schwer missachtet wurde. Die Expertengruppe von COFICHEV begrüsst daher die Schaffung einer Untersuchungskommission, die sich mit der Frage der Umsetzung der gesetzlichen Bestimmungen des Tierschutzes im Kanton Thurgau befassen wird und hofft, mit den daraus gewonnen Erkenntnissen die Praktiken und die Einstellung gegenüber den Tieren zu überdenken, zum Schutz ihres Wohlbefindens und ihrer Würde, und dies nicht nur im Kanton Thurgau, sondern auch in allen anderen Kantonen.
Bis die Ergebnisse und Erkenntnisse der genannten Kommission vorliegen, will COFICHEV eigene Reflektionen insbesondere ethischer Natur veröffentlichen, die sich aus den verschiedenen Publikationen in den Medien ableiten lassen. COFICHEV könnte sich vorstellen, dass die für den Tierschutz tätigen Personen, die z.B. Kontrollen durchführen, nicht immer auf die unbedingt notwendige Unterstützung haben zählen können, um das Schicksal der Tiere zu verbessern. Eine weitere, zumindest teilweise Erklärung könnte sein, dass die betroffenen Parteien bei der Interessensabwägung häufiger zu Gunsten der beschuldigten Personen entschieden haben, und somit die Situation der misshandelten Tiere bis zum Zeitpunkt der Beschlagnahmung anfangs August dieses Jahres weniger Beachtung fand. Auch das anschliessende Vorgehen lässt viele Fragen offen.
In Anbetracht des erbärmlichen Zustandes einiger Pferde hätte man sich mehr Zeit dafür nehmen können, die Gesundheit der 93 zum Verkauf stehenden Pferde zu verbessern, d.h. ihre physische als auch psychische Kondition vor ihrer Veräusserung hätte besser aufgebaut werden können. Überdies hätte dieser Zeitraum auch dazu genutzt werden müssen, das Risiko von Seuchen zu minimieren und mehr Informationen zu den einzelnen Pferden zu sammeln, d.h. sie korrekt zu identifizieren, ihr Alter und ihre Abstammung festzulegen sowie abzuklären, ob die Stuten tragend sind oder nicht. Schliesslich wurde der Verkaufswert der Tiere so lächerlich tief festgelegt, als handle es sich um eine Liquidation. Offensichtlich hat die Angst vor Kosten viel mehr gewogen, als die Wahrung der Würde und der eigentliche Marktwert der Pferde. COFICHEV vertritt die Ansicht, dass es beträchtliche Verbesserungsmöglichkeiten gibt, um bei künftigen Güterabwägungen die Interessen der jeweiligen Tiere und Menschen besser zu wahren. Deshalb prüft COFICHEV die Möglichkeit seine Empfehlungen (Bericht Ethik und Pferd, 2011 [pdf]) zu vervollständigen.
Der Schweizer Rat und Observatorium der Pferdebranche COFICHEV möchte aber auch seine grosse Zufriedenheit über das 'Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere' mit Standort Sand-Schönbühl zum Ausdruck bringen, das sein Wissen, seine Infrastrukturen und seine Leute zur Verfügung gestellt hat. Es hat seine Effizienz unter Beweis gestellt, in dem es in dem knappen zur Verfügung stehenden Zeitraum die Pferde für den Verkauf bestens vorbereitet hat. Ohne die wertvolle Hilfe des Zentrums, dessen Aktivitäten heute durch massive Budgetkürzungen bedroht sind, wäre das Leben mehrerer Pferde vorzeitig beendet und das Seuchenrisiko erheblich grösser gewesen.
Schliesslich bedauert COFICHEV, dass das Schicksal der übrigen auf dem Betrieb gehaltenen Tiere, wie z.B. das Rindvieh und die Schweine, von den meisten Tierschutzorganisationen in der Presse kaum erwähnt wurde. COFICHEV hat Verständnis dafür, dass unterschiedliche Wertesysteme im Bereich des Tierschutzes existieren und diese zu Diskussionen führen, bedauert jedoch, dass zahlreiche Tierschutzorganisationen den Fokus auf Anklagen, Kontrollen und Forderungen nach Verboten richten, sich aber kaum für die notwendigen Aus- und Weiterbildungen einsetzen. COFICHEV möchte an dieser Stelle bemerken, dass es nicht genügt, im Fall von Tiermisshandlung Anzeige zu erstatten und die Presse zu informieren, damit das Wohlbefinden der Tiere im Allgemeinen verbessert wird.